Baum des Jahres 2011

Die Elsbeere (Sorbus torminalis)
 - edle Unbekannte -


                                    
 

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Im Jahr 2011 steht eine Baumart im Rampenlicht, die nach einer aktuellen Blitzumfrage die meisten Menschen bisher gar nicht kannten: die Elsbeere (Sorbus torminalis). Das alleine ist schon ein gewichtiger Grund für ihre Wahl zum Baum des Jahres. Der zweite ist ihre Seltenheit – obwohl sie fast überall in Deutschland wachsen könnte. Drittens hat sie eines der edelsten Hölzer, eine attraktive und relativ späte Blüte, eine traumhafte Herbstfärbung und Früchte, mit denen man hochwertige Delikatessen herstellen kann – wenn man davon weiß. Es gibt viel Interessantes und Neues von der schönen Else zu berichten.

       
                 




















 

Blatt
Die Blätter werden oft für einen Ahorn gehalten, allerdings ist der entscheidende Unterschied, dass sie
nicht gegenständig, sondern wechselständig am Spross stehen. Sie stehen sich also niemals zu zweit
gegenüber, sondern sind spiralig am Spross verteilt. Wenn man genauer hinsieht, erkennt man
außerdem, dass sie nicht gleichmäßig handförmig gelappt sind wie der Ahorn.

Herbstfärbung - Knospen - Austrieb
Die Herbstfärbung ist ein Erlebnis: zunächst rot (sie kann feuerrot sein), und dann geht sie oft über orange
in gelb über.
Die Knospen sind klein und kugelig, mit klebrigen, leuchtend grünen (bis gelblichen) Knospenschuppen.
Der Austrieb der Elsbeere erfolgt Mitte April, und das Streckungswachstum ist Ende Mai bis Anfang Juni
abgeschlossen.
Es werden Kurz- und Langtriebe ausgebildet. Kurztriebketten können bis zu 66 Jahre alt werden – das
höchste jemals festgestellte Alter von Kurztriebketten! Sie dokumentieren so eindrucksvoll die Überlebens-
fähigkeit der Elsbeere in unterdrücktem Zustand im Wald.

Borke - Alter - Krone
Ab dem 30. Lebensjahr reißt die Borke in vielgestaltige Schuppen auf, so dass der Stamm dann
ein unverwechselbares Aussehen erhält, ähnlich dem Birnbaum und daher mit diesem im Winterzustand
zu verwechseln. Aber dessen Knospen sind braun und spitz.
Die Elsbeere erreicht ein maximales Alter von 200 bis 300 Jahren. Je nach Standort werden Baum-
höhen von 20 bis 25 m erreicht. Nur selten werden einzelne Bäume 30 m hoch.
Bei genügend Licht und entsprechendem Wuchsraum bildet der Baum eine rundliche, eiförmige
Krone aus. Arttypisch ist bei jungen Elsbeeren die häufige Bildung von Zwieseln: der Stamm gabelt sich in
zwei Stämmlinge, da die Gipfelknospen aus späten Johannistrieben nicht rechtzeitig verholzen und dann
im Herbst frostgefährdet sind.

Blüten und Bestäubung
Im Freistand beginnt die Elsbeere mit etwa 20 bis 25 Jahren zu blühen. Die Blütezeit ist Ende Mai bis
Anfang Juni. Die Blüten werden vorwiegend von Käfern und Hautflüglern (z.B. Bienen) bestäubt. Sie
stehen in lockeren, 10 bis 12 cm breiten Trugdolden mit 30 bis 50 Einzelblüten. Diese sind lang gestielt,
zwittrig und 10 bis 15 mm breit. Die 5 Kronblätter sind weiß.

Früchte - Samen - Verjüngung
Die Fruchtreife der Elsbeere ist im Juli bis September, der Fruchtfall erstreckt sich von Oktober bis Januar.
Die länglichen bis rundlichen Früchte sind bis 2 cm lang, anfangs rötlich gelb und fest, später bräunlich
mit kleinen hellen Warzen. Die Oberfläche ist mehlig und ledrig. Die Frucht ist mit dem leicht abfallenden
Kelch gekrönt, eine Folge des unterständigen Fruchtknotens. Das Fleisch der vollreifen Früchte schmeckt
charakteristisch süßsauer. Das Fruchtfleisch ist wie bei der Birne etwas körnig, durch sogenannte Stein-
zellennester.

Die Samen werden durch Tiere verbreitet. Die wichtigsten Verbreiter sind Drosselvögel, aber auch Fuchs
und Marder.

Die natürliche Verjüngung erfolgt allerdings nur selten über Früchte, da ein großer Teil des Saatgutes vor
allem von Mäusen gefressen wird und die Sämlinge einem starken Verbissdruck durchs Wild ausgesetzt
sind. Wie bei den anderen Sorbus-Arten ist allerdings auch bei der Elsbeere das Ausschlagvermögen
sehr groß. Die Vermehrung über Stockausschläge und Wurzelschösslinge spielt daher, auch aufgrund
des relativ schlechten Fruchtansatzes oft eine größere Rolle als die geschlechtliche, vor allem an den
Rändern des Verbreitungsgebietes.

Tief reichende Pfahlwurzel
Aus Samen hervorgegangene Pflanzen entwickeln eine tief reichende Pfahlwurzel, die nach den ersten
Tagen schon mehrere Zentimeter lang ist. Alte Stämme können Wurzeltiefen von 1 bis 2 m erreichen. Die
Wurzeln überschreiten in der seitlichen Ausdehnung den Kronendurchmesser erheblich. Elsbeeren sind
an ihrem Standort daher fest verwurzelt, Ausfälle durch Windwurf sind sehr selten.

Familie der Rosengewächse
Die Elsbeere gehört zur Familie der Rosengewächse. Damit ist nun bereits die 5. Art dieser Familie Baum
des Jahres geworden, was allerdings bei dieser großen Familie nicht verwundert.

Vorkommen
Die Elsbeere gehört heute zu den seltensten Baumarten in Deutschland. In Wäldern ist sie mit deutlich
unter 1% an der Waldfläche vertreten, es gibt nur verinselte Vorkommen oder Einzelbäume. Im Auftrag des
Bundes werden derzeit diese seltenen Vorkommen erfasst, genetisch untersucht und Konsequenzen für
Erhaltungsmaßnahmen abgeleitet.

Wachstum
Insgesamt ist das Wachstum eher als langsam und gleichmäßig einzustufen, das durchschnittliche
Höhenwachstum junger Elsbeeren beträgt 35 cm pro Jahr, maximale Trieblängen erreichen bis zu 60 cm.
Die Baumart ist nur anfangs recht schattentolerant, benötigt aber schon bald mehr und mehr Licht und ab
mittlerem Alter eine freie Krone. Überschirmung (Beschattung) in dichten Beständen verringert sowohl das Wachstum als auch den Anteil blühender Elsbeeren und ihre Blühintensität.

(Quelle: Dr. Silvius Wodarz Stiftung - Baum des Jahres / Auszüge aus dem Text von A. Roloff /
  Bilder: A. Roloff, Wolf-Peter Polzin und Nobert Mayer)
 

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