Baum des Jahres 2012

Die Europäische Lärche (Larix decidua)
 Baum der guten Waldfeen und des goldenen Herbstes?


                                    
 

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Im Jahr 2012 steht eine besonders filigrane Baumart im Mittelpunkt, die den Wäldern Farbe und Heiterkeit verleiht: die Europäische Lärche, Larix decidua. Als einzige heimische Nadelbaumart wirft sie ihre Nadeln im Herbst ab und zeigt daher eine spektakuläre Herbstfärbung, die den Begriff "goldener Herbst" geprägt hat. Das zarte helle Grün der neuen Nadeln im zeitigen Frühjahr ist nicht weniger erregend. Wenn man es beachtet. Es gibt viel Interessantes von dieser Baumart zu berichten, und sie sollte auch in der Stadt mehr gepflanzt werden.

      
                 





































 
 

Herbstfärbung, Lärchenstreu
Sie kommt vor allem in Arealen mit kontinentalem Klima vor, bei dem die Sommer relativ heiß & trocken und die Winter sehr kalt werden können. Und der beste Verdunstungs- und Frostschutz für einen Baum ist nun einmal, wenn die Blätter kurzfristig abgeworfen werden können. Das setzt aber voraus, dass der Baum vor Abwurf der Nadeln wichtige Nährstoffe aus den Nadeln abzieht – der Grund für die wunderschöne goldene Herbstfärbung der Lärche.
Das ist allerdings auch die Ursache dafür, dass die Lärchenstreu (die abgefallenen Nadeln) die am schwersten zersetzliche aller heimischen Baumarten ist: aufgrund des ungünstigen Kohlenstoff-/Stickstoff-Verhältnisses ist sie für Zersetzer nur schwer verdaubar und bildet daher Rohhumus, d.h. es dauert lange bis die Nadeln zersetzt werden.

Silser Kugeln
Es handelt sich um Bälle aus Lärchennadeln. Sils ist ein kleiner Ort bei St. Moritz im Oberengadin/Schweiz in den Alpen, den kannte ich vorher auch nicht. Die Lärchennadeln werden dort im Herbst, wenn sie von den ufernahen Bäumen ins Wasser gefallen oder geweht sind, vom ständigen Talwind – oft ist es schon eher Sturm, da das Tal von Italien zu den Inneralpen leitet – ans Ufer getrieben, dort zunächst zu Bällchen und dann durch das ständige Hin- und Herrollen zu Kugeln bis Fußballgröße geformt. Wow, das ist ein Naturwunder!
Diese Nadelbälle gibt es nur bei der Lärche, nur im Herbst und nur in Sils, nirgends sonst.

Habitus
Am Habitus der Lärche fällt zunächst der (wie bei den meisten Nadelbaumarten) bis in den Wipfel durchgehende Stamm auf, der im Alter dann aber oft markant in die Waagerechte umbiegt. Dies kann auch schon früh im Leben auftreten, wenn die Wurzeln auf Probleme stoßen, z.B. auf Felsen oder auf andere Weise ungünstige Bodenverhältnisse.
Die Lärche bildet – für einen Nadelbaum ungewöhnlich – Kurz- und Langtriebe. An den sehr früh ergrünenden vielen Kurztrieben stehen bis zu 50 Nadeln dicht gedrängt im Büschel zusammen. Die Langtriebe hingegen erscheinen erst 4 Wochen später und wachsen dann bis zum Spätsommer immer weiter. Da Kurztriebe zu Langtrieben durchwachsen können, besteht ein großes Potenzial der Kronengestaltung und -anpassung.

Borke / biegsamer Stamm
Der biegsame Stamm erweist sich bei Lawinenabgängen im Gebirge als Vorteil. Die Stammbasis ist in Hanglagen oft säbelartig gebogen und kann dann malerisch gekrümmt aussehen. Das inspirierte schon viele Künstler. Oft liegt davor noch ein Felsblock oder Gesteinsschutt, der durch die Lärchen am Weiterrollen gehindert wurde.
Die Borke zeigt im Alter eindrucksvolle Plattenstrukturen, die rötlich-braunen Borkeschuppen werden sehr dick und ähneln dann der heimischen Kiefer und dem nordamerikanischen Mammutbaum.

Blüte "wahres Naturwunder"
Wie bei allen Nadelbaumarten sind die Blüten windbestäubt und zunächst sehr unauffällig, wenn sie im April oder oft schon im März erscheinen – also eine sehr frühe Blüte.
Die weiblichen Zapfenblütenstände sind aufgerichtet und können zur Blütezeit feuerrot (oder leuchtend hellgrün) werden, die männlichen Blüten sind leuchtendgelb und hängen herab.

Zapfen
Die Zapfen stehen aufrecht mehrere Jahre am Baum, so dass man immer neue und alte hintereinander aufgereiht an den Zweigen findet.
Eine Besonderheit ist, dass sich die Zapfen beim Trocknen nach der Reife nur allmählich und wenig öffnen und bei kühlem und feuchtem Wetter wieder schließen, so dass die Samen (etwa 50 Stück je Zapfen) erst nach und nach über 2-3 Jahre bei dem andauernden geringfügigen Öffnen und Schließen der Zapfen herausfallen.

Champion Trees, Alter, Wurzelsystem
Die 'Champion Trees', die dicksten und vermutlich auch ältesten Exemplare der Europäischen Lärche auf der Welt, wachsen in der Schweiz in etwa 2.000 m Höhe (im Wallis bei Nendaz, einem Skiort nahe Sion), mit unglaublichen Stammdurchmessern bis über 3 m.
An den Lärchen im Wallis haben eigene Untersuchungen ein Alter von 1.250 Jahren ergeben. Diese Bäume haben also schon miterlebt, wie Karl der Große 773 die Alpen überquert hat!
Lärchen entwickeln zunächst eine nach unten strebende Pfahlwurzel und mit dem Alter dann ein herzförmiges Wurzelsystem, dessen Tiefe auf felsigen Böden mit Gesteinsspalten 5 m erreichen kann.

Pionierbaumart - Baum der Mittel- und Hochgebirge
Bei der Europäischen Lärche handelt es sich um eine Pionierbaumart, d.h. sie besiedelt Rohböden und Kahlflächen als erste, und dort sind die Klimaextreme auch größer. Pionierbaumarten sind sehr lichtbedürftig (Lichtbaumarten), dies trifft für die Lärche ganz besonders zu, noch mehr als für die Kiefer: wenn eine Lärche in einem Mischbestand nicht ständig eine freie Krone hat, geht sie ein. Das kann man forstlicherseits verhindern, indem man die Lärchen den anderen Baumarten voranwachsen lässt und sie in Gruppen pflanzt. Dafür ist ihr schnelles Jugendwachstum günstig – "fort ans Licht!" heißt das Motto der Lärchenausbreitung.

Vorkommen - Verbreitungsgebiet
Die Europäische Lärche kommt von Natur aus oft zusammen mit Arve, Fichte, Weiß-Tanne, Eberesche, Berg-Ahorn und Rot-Buche vor. Sie ist ein Baum der Mittel- und Hochgebirge, tritt aber auch im Hügelland auf und kann von Ihnen ebenso problemlos im Flachland gepflanzt werden. In den höheren Lagen der Alpen wird sie teilweise zur dominierenden Baumart und bildet dort auch Reinbestände, die dann die Landschaft prägen. Das sieht besonders im Herbst vor der Kulisse von hohen Felswänden traumhaft aus.

Klima- u. Nährstoffansprüche, Mischbaumart
Beim Klima ist eigentlich alles möglich, aber je nach Herkunftsareal sehr unterschiedlich: es kann feuchtkalt, feuchtwarm, trockenwarm und trockenkalt sein. Besondere Nährstoffansprüche hat die Europäische Lärche nicht, sie kommt mit allen Böden zurecht, außer bei hoch anstehendem Grund- oder Stauwasser. Luftfeuchte Lagen sind ungünstig wegen des hohen Krebsrisikos (dazu weiter unten mehr), in solchen Lagen wird deshalb die resistente Japanische Lärche angebaut.

Lebensraum und Schäden
Eine ganze Reihe von Pilzen sind als wichtige Partner (sog. "Mykorrhiza") auf Lärchenwurzeln angewiesen, z.B. Lärchenröhrlinge, -ritterlinge und der Goldröhrling, oder sie kommen wie der Fliegenpilz auch an Lärchen vor.
Grünspechte und Fichtenkreuzschnäbel mögen Lärchen, laichende Grasfrösche suchen gerne Schutz unter dem dichten Filz alter Lärchennadeln.
Obwohl für die Europäische Lärche viele Schadinsekten bekannt sind, gilt sie als relativ unempfindlich.

Holznutzung - vielseitig verwendbar
Die Lärche liefert eines der wertvollsten und härtesten heimischen Nadelhölzer. Bei den Förstern ist die Baumart daher sehr beliebt, allerdings kommt sie derzeit nur auf etwa 1% der Waldfläche vor – das könnte also gut noch mehr werden.
Lärchenholz ist sehr dauerhaft durch den hohen Harzgehalt (harziger als Kiefern), auch wenn es unbehandelt der Witterung ausgesetzt ist. Es kann daher sehr gut im Außenbereich verwendet werden, z.B. für Fassadenverkleidungen, Brücken, Masten, Zaunlatten, Holzpflaster und Dachschindeln (voll im Trend!).
Die Lärche ist zudem ein idealer Garten- und Stadtbaum, da sie viel Licht durchlässt, im Frühling sehr früh austreibt und sich im Herbst sehr spät und leuchtend verfärbt. In den Bergen ist sie zusammen mit dem Berg-Ahorn die beliebteste Hausbaumart, sie übernimmt dann die Funktion des Schutzpatrons für Haus und Hof. Die Schönheit dieser Baumart ist vielfach in Dichtung, Kunst und Fotografie verewigt worden. Ihr filigraner Habitus und die Fähigkeit zur Kurztriebbildung machen sie zudem zu einem besonders beliebten Baum der Bonsaifreunde.

Verwendung und Heilkunde - Nadel, Harz
Das beste Terpentin ist das venezianische oder Lärchen-Terpentin, es wird aus noch frischen Harzausflüssen der Europäischen Lärche gewonnen. Daraus lässt sich ein wertvolles Terpentinöl gewinnen, das lange Zeit das wertvollste Heilmittel bzw. Grundlage für Heilsalben war.
Bedeutung in der Heilkunde hat die Europäische Lärche daher wohl bereits seit der Steinzeit erlangt: Lärchensalbe ist sehr wirksam zur Wundheilung, bei Rheuma und Erkältungskrankheiten, Rezepte dafür wurden schon bei den Römern beschrieben. Auch die positive Wirkung in der Aromatherapie und Duftheilkunde ist seit langem bekannt.
Grüne Lärchennadeln als Badezusatz wirken Wunder – ausprobieren! Inhaltsstoffe von Holz und Nadeln werden bis heute in der Kosmetikindustrie verwendet.

Mythologie und Brauchtum - Name
Das Wort Lärche kommt direkt vom lateinischen larix. Das wissenschaftliche Beiwort decidua heißt 'laubabwerfend'.
Die Europäische Lärche war schon zu Urzeiten von besonderer mythologischer Bedeutung, vor allem im Gebirgsraum: sie galt im Volksglauben als Heimstatt wohlgesonnener Waldfeen, im Altertum war sie daher heilig. Diese Waldfeen geleiteten verirrte Wanderer auf den rechten Weg, gaben den Armen Geldbeutel die niemals leer werden, Brotkästen die ewig gefüllt bleiben und Käselaibe die stets nachwachsen. Als Schutzbaum vor bösen Geistern, Blitzeinschlägen und anderem Unheil stand und steht die Lärche im Gebirge oft in der Nähe des Wohnhauses bzw. Hofes.


(Quelle: Dr. Silvius Wodarz Stiftung - Baum des Jahres / Auszüge aus dem Text von A. Roloff /
  Bilder: A. Roloff, Wolf-Peter Polzin)
 

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