Baum des Jahres 2006

Die Schwarzpappel (Populus nigra)
- ein schnellwachsender Riese, vom Aussterben bedroht -
 
       
 
 
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Die Europäische Schwarzpappel (Populus nigra L.) gehört zu den Baumarten, die eigentlich weit verbreitet sein müssten, aber inzwischen so selten geworden sind, dass sie in den Roten Listen bedrohter Pflanzenarten stehen. Die Gründe dafür sind vielfältig: vor allem Veränderung und Verluste natürlicher Flussauen sowie Verwendung von anderen nichtheimischen Pappelarten oder Kreuzung mit ihnen. So kommt es, dass ältere echte Schwarzpappeln schon eine kleine Sensation sind. Sie werden daher in mehreren Ländern Europas und einigen deutschen Bundesländern erfasst.
Die Schwarzpappel gehört mit den Pappeln und Weiden zur Familie der Weidengewächse. In Mitteleuropa sind von etwa 35 Pappelarten der nördlichen Halbkugel außer der Schwarzpappel nur noch die Silberpappel und die Zitterpappel, die auch als Aspe oder Espe bezeichnet wird, heimisch. Außerdem kommen bei uns natürliche Kreuzungen, sogenannte Hybriden, zwischen Silber- und Zitterpappel vor, die unter dem Sammelnamen Graupappel zusammengefasst werden.
Die Schwarzpappel finden wir als Flussbegleiter in den gemäßigten Klimabereichen weiter Teile Europas. In Deutschland kommt die Schwarzpappel nur noch in Reliktvorkommen vor allem am  Rhein, an der Elbe und an der Oder vor. In den Alpen ist sie bis in Höhen von 1600 m zu finden. Die Schwarzpappel ist darüber hinaus auch in Nordafrika, West- und Mittelasien verbreitet.


Die Schwarzpappel stellt hohe Ansprüche an Licht und Wärme. Sie besiedelt bevorzugt Kies- und Sandböden, die gut durchlüftet sind. Kurze periodische Überschwemmungen stellen kein Problem für das Gedeihen der Schwarzpappel dar. Sie begünstigen sogar ihre Konkurrenzkraft gegenüber den Baumarten der Holzaue wie z.B. Eichen, Ulmen oder Eschen.
Ältere Exemplare der Schwarzpappeln sind von mächtigem, knorrigem Wuchs. In Deutschland sind Exemplare mit einem Stammdurchmesser von über 2 m bekannt. Unter günstigen Standortbedingungen können die Bäume bis zu 35 m hoch werden.

   

Wie alle Arten der Weidengewächse ist die Schwarzpappel zweihäusig, das heißt, ein Baum besitzt entweder nur männliche oder nur weibliche Blüten. Die Bestäubung erfolgt im Gegensatz zu den Weiden aber nicht durch Insekten, sondern durch den Wind. Die nackten Blüten entwickeln sich vor dem Blattaustrieb im April/Mai. Die männlichen Kätzchen sind bis zu 10 cm lang, herabhängend und grauweiß. Jede Blüte trägt 10 bis 30 purpurrote Staubbeutel. Die gelbgrünen weiblichen Kätzchen sind 4 bis 10 cm lang und haben etwa 50 Einzelblüten. Nach einer relativ kurzen Reifezeit entlässt der Baum aus den aufgeplatzten Fruchtkapseln Ende Mai bis Anfang Juni charakteristische, weiße Wolle.
Die Wolle wird von den Haarbüscheln gebildet, die den winzig kleinen Samenkörnern anhaften. Die Samen sind schwimmfähig und werden in erster Linie durch den Wasserstrom verbreitet. Bis zu acht Tage bleibt der Samen keimfähig. In dieser Zeit muss er ein geeignetes Keimbett finden. In Baumschulen werden die Schwarzpappeln in der Regel über Stecklinge vegetativ vermehrt. Daneben werden für besondere Erhaltungsmaßnahmen Pfropfungen oder Gewebekulturvermehrungen durchgeführt. Die Saatgutbeerntung von Schwarzpappeln und die daraus anschließende Pflanzeninzucht ist eine mögliche, im Sinne der Sicherung einer großen genetischen Vielfalt wünschenswerte Maßnahme.

   

Pappelholz ist sehr weich und gehört mit ca. 0,45 g/cm³ zu den leichtesten Holzarten. Verwendet wird Pappelholz heute in der Schuhindustrie, als Palettenholz und als Spankisten. Außerdem werden aus diesem Spezialholz hergestellt: Zahnstocher, Schneeschaufeln, Backtröge, Zündhölzer, Hutformen, Schnitzereien und Zeichenholzkohle.
Voraussetzung für die natürliche Verbreitung und Erhaltung der Schwarzpappel in den europäischen Flusssystemen ist das Vorhandensein geeigneter Biotope. Die von der Schwarzpappel besiedelten Standorte werden höchstens eine Baumgeneration gehalten. Danach gehen diese Standorte vor allem auf Grund des bei den regelmäßigen Überschwemmungen eingetragenen feinen Bodenmaterials (Sedimentation) in Hartholzaue über. Deshalb müssen für ein Überleben dieser Art geeignete Rohböden immer wieder neu entstehen.

Die Weichholzauen gehören zu den am meisten gefährdeten Waldstandorten Mitteleuropas. In den vergangenen Jahrhunderten hat die Trockenlegung der Auenstandorte für Siedlung, Landwirtschaft, Industrie und Erholungseinrichtungen die Biotopfläche drastisch verringert. Vielfältige Maßnahmen in den letzten Jahrzehnten haben den Zustand weiter beträchtlich verschlechtert.
Hierzu zählen insbesondere Flussbegradigungen, Kanalisierung und Eindeichungen. In Deutschland sind in allen Bundesländern die Schwarzpappelvorkommen durch die zuständigen Forstverwaltungen erfasst und kartiert worden. Dabei konnten nur noch etwa 2500  Altbäume (Stand: 2000) gefunden werden.

 

Der aus dem Germanischen stammende Begriff Aue bedeutet Land am Wasser. Hiermit wird der Bereich an fließenden Gewässern bezeichnet, der zeitweilig überflutet wird. Auwälder weisen ein Mosaik verschiedenartigster Standortbedingungen auf. Dadurch wird eine Artenvielfalt auf engem Raum ermöglicht. In diesem Biotop haben viele vom Aussterben bedrohte Blütenpflanzen wie Fliegenorchis, Frauenschuh oder Sumpfgladiole ihr Refugium. In den Rheinauewäldern sind ins-
gesamt über 1000 Käfer- und 400 Schmetterlingsarten nachgewiesen worden. Ornithologische Untersuchungen haben ergeben, dass Auwälder in Mitteleuropa zu den Gebieten mit der höchsten Brutvogeldichte gehören.
In unserer heutigen Kulturlandschaft mit ihren begradigten eingedeichten Wasserstraßen sind die Chancen für eine natürliche Verjüngung der Auewaldbaumarten nur minimal. Wenn Naturverjüngung stattfindet, dann nur auf sehr kleiner Fläche.

Für ein dauerhaftes Überleben wären großflächige Renaturierungen oder - aus menschlicher Sicht - Katastrophen wie Deichbrüche notwendig. Ansonsten wird es leider unerlässlich sein, der Schwarzpappel als gefährdeten Baum eines gefährdeten Ökosystems durch künstliche Maßnahmen zu helfen.

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