Baum des Jahres 2005

Die Rosskastanie (Aesculus hippocastanum)
- strahlend im Frühling - Stress im Sommer -

     

       
 
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Im Jahr 2005 steht eine der schönsten, bekanntesten und beliebtesten Stadt- und Alleebaumarten im Mittelpunkt: die Gemeine Rosskastanie, Aesculus hippocastanum L. Selbst Kinder kennen und lieben diese Baumart schon - ebenso wie Erwachsene, denn sie macht uns viermal im Jahr Freude: im Winter mit ihren großen Knospen, im April beim Erscheinen der großen gefingerten Blätter, im Wonnemonat Mai mit ihrem Orchideenhaften Blütenmeer und im Herbst mit goldfarbenen Blättern und vor allem den großen glänzenden Samen. Sie ist der ideale Schattenspender in den Straußwirtschaften und Biergärten. Aber sie kämpft derzeit mit einem Schädling, der ihre Kronen schon im Juli in Herbst verwandeln kann. Es gibt viel Interessantes von ihr zu berichten.

Die Rosskastanie ist nicht mit der Ess- oder Edelkastanie zu verwechseln, deren Früchte, die Maronen sind für Menschen essbar, die Früchte der Rosskastanie aber nicht. Sie hat das Wort Ross als Beinamen, weil sie erkrankten Pferden, besonders bei Husten und Wurmkrankheiten Erleichterung verschafft. Das berichtete der Arzt Willem Quackelbeen 1557 aus der Hauptstadt des Osmanischen Reiches Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, seinem Kollegen Pier Andrea Mattioli Leibarzt am Prager Hof. 1576 pflanzte Carlos Clusius, kaiserlicher Direktor der botanischen Gärten in Wien, die ersten Rosskastanienbäume. Von dort war die raschwüchsige Rosskastanie schließlich am Ende des siebzehnten Jahrhunderts in ganz Europa angekommen.

Die Heimat der Rosskastanie ist in den Mittelgebirgen Griechenlands, Albaniens und Mazedoniens zu finden. Dorthin hat sie sich während der Eiszeiten zurückgezogen. Vorher war sie auch bei uns heimisch, hat aber die Rückwanderung nicht mehr geschafft - ebenso nicht wie die Esskastanie und die Walnuss. Erst der Mensch hat sie wieder nach Mitteleuropa gebracht. Inzwischen kommt sie bei uns sogar in Höhenlagen von über 1000 m vor. Sie wächst auch in Skandinavien.

     

Am Habitus der Rosskastanie fällt schon von weitem ihre wolkige "runde" Kronenstruktur auf. Sie bildet große, auf Grund von Harzausscheidung glänzende Knospen, die kleben.

Die Blätter stehen gegenständig am Spross und sind gefingert - 5 bis 7 Fiederblättchen, die alle vom Ende des Blattstiels ausgehen. Die Rosskastanie ist der einzige hier heimisch gewordene Baum, der über solche gefingerten Blätter verfügt. Die Blätter sind an der Ansatzstelle der Fiederblätter beweglich. Die Rosskastanie vollzieht einen Tag-Nacht-Rhythmus der Blattstellung.

Häufig erkennt man beim genauen Betrachten des Stammes mit seiner groben, grauen Schuppenborke, dass er drehwüchsig ist. Die Holstrukturen sind nicht senkrecht orientiert sondern "verdreht". Der Stamm ist sehr empfindlich gegen Streusalz. Rosskastanien können bis 2 m dick, 25 bis 30 m hoch und bis zu 300 Jahre alt werden. Das Holz der Rosskastanie ist bedeutungslos.

   

Die Blüten öffnen sich Ende April oder Anfang Mai. Sie tragen 5 auffällige kremig-weiße Kronblätter. Sie sind zu Hunderten in verzweigten, großen, kerzenartigen, "leuchtenden" Blütenständen vereinigt. Der Baum präsentiert ein herrliches Blütenmeer. Die Blüten verdienen besondere Beachtung. Wenn sich die Blüten öffnen, leuchtet ein gelbes Mal, das sogenannte "Saftmal" an den beiden oberen Kronblättern. In den nächsten Tagen verändert sich die Farbe des Flecks in ein leuchtendes Rot. Dieser Wechsel ist nicht nur dekorativ sondern wirkt wie eine Ampel auf die bestäubenden Insekten, denn nur von den gelben Blüten wird Nektar produziert, sie werden von den Insekten angeflogen. Ist die "Ampel" auf rot geschaltet, ist die Nektarproduktion erloschen - der Besuch lohnt sich dann für Insekten nicht mehr. So stellt die Rosskastanie den gelenkten Besuch der bestäubungsbreiten bzw. Pollen spendenden Blüten sicher.

Weil dei Rosskastanie so bekannt und beliebt ist, fällt vielen Menschen die Schädigung durch die Miniermotte besonders auf. Daher kurz etwas zu diesem Insekt, das erst 1984 in Mazedonien entdeckt wurde. Die Ausbreitung erfolgte vor allem als "blinder Passagier" in Fahrzeugen. Es entwickelten sich zunächst in größeren Abständen Befallinseln um Autobahnrastplätze und Bahnhöfe, bevor von dort die Flächenausbreitung über ganz Europa einsetzte. Es ist bisher ungeklärt wie und woher der Kleinschmetterling nach Mazedonien kam oder ob es sich um eine neue Art handelt. Der Falter ist ausgesprochen verjüngungsfreudig - bis zur vier Generationen pro Jahr! - das können pro Baum bis zu 500.000 und mehr Falter sein. Für ihn existiert bis heute kein natürlicher Gegenspieler. Die bisher wirkungsvollste Gegenmaßnahme ist das Zusammenfegen oder -harken des Falllaubs im Herbst und seine Vernichtung durch Verbrennen, Vergraben oder Heißkompostieren, um die dort überwinternden Puppen zu reduzieren. Besonders wertvolle Bäume kann man durch Stamminjektionen eines Insektizids für mehrere Jahre vor dem Befall schützen - ein aufwendiges und teures Verfahren. Vielleicht gelingt es mit einem Sexuallockstoff die Männchen von der Vermehrung abzuhalten. Es ist der Rosskastanie zu wünschen, dass in "ihrem Jahr" die Forschung Fortschritte macht.

Kaum eine andere Baumart bietet der Naturheilkunde so viel wie die Rosskastanie. Man verwendet Inhaltsstoffe von Rinde, Blättern, Blüten und Früchten für kosmetische Produkte, Farben und Schäume und vor allem auch für Medikamente - sehr bekannt und geschätzt die Durchblutung fördernde Wirkung bei Venenleiden.


Trotz der Probleme mit der Motte sollte auch künftig auf eine Pflanzung der Rosskastanie nicht verzichtet werden. Unsere Städte und Parks sind ohne die Rosskastanie nicht denkbar.

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