Baum des Jahres 2003

Die Schwarz-Erle (Roterle)
eine derzeit sehr bedrohte Überlebenskünstlerin


     
 
Hier können Sie junge Pflanzen
der Schwarz-Erle kaufen:

Gartencenter-Shop24.de
 
 die-forstpflanze.de

 
 
   

Im Jahr 2003 steht eine Baumart im Mittelpunkt, die mit Hochwasser am besten fertig wird, die aber derzeit durch einen pilzähnlichen Organismus sehr bedroht ist. Ihre Bruchwälder stehen in den Roten Listen gefährdeter Biotope. Sie düngt den Boden und halb Venedig steht auf ihrem Holz.

Charakteristika, Erkennungsmerkmale

Wenn es kein Laubbaum wäre, könnte man sie von weitem glatt mit einer Fichte verwechseln. Keine andere einheimische Laubbaumart hat einen so auffallend bis in die Kronenspitze gerade durchlaufenden Stamm wie die Schwarz-Erle (Alnus glutinosa
[L]. GAERTN.). In manchen Regionen wird sie deshalb auch als 'Fichte der Täler' bezeichnet. Das ist Ästhetik in der Natur! Der wichtigste Nachteil gegenüber Konkurrenten ist ihr relativ geringes Alter von nur maximal 100-120 Jahren. Dennoch können maximale Stammdurchmesser von ca. 1m und Höhen bis zu 35 m erreicht werden. Die dickste bekannte Schwarz-Erle steht im Nationalpark auf dem Darß (in Mecklenburg-Vorpommern) mit 1,57 m Durchmesser in 1,30 m Stammhöhe.




Unverwechselbar wird diese Erlenart durch ihre Blätter, bei denen die Designer einfach die Spitze vergessen haben. Und auch auf eine Herbstfärbung werden Sie vergeblich warten, denn die Blätter trocknen grün am Trieb etwas ein und werden dann abgeworfen. Auffällig ist der bereits im Frühsommer einsetzende grüne Blattfall, bei dem bis zur Hälfte aller Blätter vorzeitig abgeworfen werden können. Dabei handelt es sich immer um die ersten und untersten Blätter der Jahrestriebe, die von den später erscheinenden, oberhalb befindlichen so beschattet werden, dass sie nicht mehr überleben können. Es handelt sich also nicht etwa um ein Schadsymptom, wie immer wieder zu lesen ist, sondern um eine eindrucksvolle Folge von dem extrem hohen Lichtbedarf dieser Baumart.






                    

Die Schwarz-Erle erreicht ihr Blühalter schon unter 10 Jahren. Die unscheinbaren Blüten sind windbestäubt und eingeschlechtig. Es kommen aber beide Geschlechter auf einem Baum vor, was botanisch als Einhäusigkeit bezeichnet wird. Die männlichen Blüten befinden sich in ca. 5-10 cm langen hängenden Kätzchen, die weiblichen sind viel kürzer und stehen aufrecht.
Sowohl die männlichen als auch die weiblichen Kätzchen überdauern den Winter ungeschützt und sind daher schon ab Frühsommer des Vorjahres sichtbar, obwohl sie erst im nächsten Frühjahr blühen. Dabei gehört die Schwarz-Erle zu den im Jahreslauf am frühesten blühenden heimischen Baumarten - die Heuschnupfen-Empfindlichen wissen das ganz genau.

Während des Heranreifens der Früchte verholzt der Fruchtstand und wird - für einen Laubbaum schon wieder sehr ungewöhnlich - zu einem Zapfen. Die winzigen Früchte haben Auswüchse, die luftgefüllt sind und als Schwimmpolster dienen. Das ist einfach genial! Sie fallen vom Herbst bis zum Frühjahr aus den Zapfen und werden vom Winde verweht oder mit dem Wasser verbreitet, worin sie bis zu 12 Monate lebensfähig bleiben. Die Wasserverbreitung ist sehr effektiv, da sowohl die Entfernungen als auch die Wahrscheinlichkeit, einen gut wasserversorgten Rohboden zu finden, groß sind. In der Regel gibt es jedes Jahr reichlich Früchte.







Zum deutschen Namen der Schwarz-Erle hat die im Alter zerklüftete, dunkle Schuppenborke geführt. Der viel verwendete deutsche Name Rot-Erle geht auf die rötliche Verfärbung des saftfrisch geschnittenen Holzes zurück. Er ist jedoch abzulehnen, da er zu Verwechslungen mit der in Nordamerika heimischen Alnus rubra, der "richtigen" Rot-Erle, führt.

Die Schwarz-Erle ist eine wertvolle und interessante, aber durch Entwässerungsmaßnahmen und das derzeitige Erlensterben hochgradig bedrohte Baumart, die dringend unserer Aufmerksamkeit und Pflege bedarf. Die Hochwasser sollen uns Warnung sein!





Sie wollen noch mehr über diese Baumart wissen? Dann schauen Sie doch in die aktuellste und wohl derzeit umfangreichste Literaturliste zur Biologie und Ökologie der Schwarz-Erle, unter  ... Baum des Jahres 2003